„Woyzeck“ im Schauspielhaus Düsseldorf

Die Q2 bei „Woyzeck“ im Schaus­piel­haus Düsseldorf:

 

Den krö­nen­den Abschluss der Pro­jek­t­woche der Q2 sollte am 13.09.2024 der Besuch ein­er Insze­nierung des Dra­men­frag­ments „Woyzeck“ im Düs­sel­dor­fer Schaus­piel­haus darstellen. Die Schüler*innen der Q2 waren höchst motiviert, da Büch­n­ers Dra­ma ger­ade erst in den vier Deutschkursen der Stufe the­ma­tisiert wor­den ist und die Klausuren dazu auch noch anstanden. Daher sollte am gle­ichen Tag eine Ein­führung in der Men­sa stat­tfind­en, bei der sich die Schüler*innen damit beschäftigten, wie man die einzel­nen Szenen des Dra­men­frag­ments anders anord­nen kön­nte, wobei einige span­nende Ideen für die Rei­hen­folge der Szenen entwick­elt wur­den. Auch der his­torische Woyzeck, die Vor- und Nachteile von mod­er­nen oder zeit­genös­sis­chen Insze­nierun­gen sowie ein möglich­es Ende der Insze­nierung wur­den the­ma­tisiert. Doch lei­der kon­nten nach dieser Ein­führung nicht direkt die gemein­same Fahrt nach Düs­sel­dorf und der Besuch der Insze­nierung fol­gen, da diese kurzfristig wegen der Erkrankung von Darstellern von dem Schaus­piel­haus Düs­sel­dorf abge­sagt wurde.

 

Daher wurde der Besuch zwei Wochen später am 27.09.2024 nachge­holt, wobei an dieser Stelle unbe­d­ingt ein Lob an die Schüler*innen der Q2 aus­ge­sprochen wer­den muss, die, obwohl sie teil­weise bis ein­schließlich der neun­ten Stunde Unter­richt hat­ten, fast voll­ständig zum The­aterbe­such erschienen. Inter­es­san­ter­weise wurde viel von dem, was in der Ein­führung zum The­aterbe­such besprochen wurde, tat­säch­lich bei der Insze­nierung umge­set­zt. Es han­delt sich um eine sehr mod­erne Insze­nierung, bei der sehr viel mit visuellen (alle Szenen, die in Maries Lebens­bere­ich spie­len, wer­den nicht direkt auf der Bühne gespielt, son­dern auf eine Lein­wand pro­jiziert) und audi­tiv­en (die Musik und andere Töne prä­gen maßge­blich diese Insze­nierung) Ele­menten gear­beit­et wird. Unter­stützt wird dieses auch durch den Büh­ne­nauf­bau, so fuhren die Darsteller*innen direkt zu Beginn der Insze­nierung bei der Jahrmark­t­szene auf der run­den Drehbühne im Kreis und die einzige Kulisse, eine große qua­dratis­che Box, in deren Inneres Maries Wohnküche aufge­baut ist, wird sowohl von oben als auch von unten (nach dem Hochziehen der Kulisse) bespielt. Die Darsteller*innen kehren die inneren Befind­lichkeit­en und Prob­leme ihrer Fig­uren durch Kör­per­clownereien nach außen. Das Frag­men­tarische des Dra­mas, was dadurch gegeben ist, dass Büch­n­er während des Ver­fassens ver­starb und die in vier Erar­beitungsphasen ent­stande­nen Szenen nicht durch­num­meriert hat, weshalb die Szenen in jed­er Aus­gabe anders ange­ord­net wer­den, wird bei der Insze­nierung auf die Spitze getrieben, da die Szenen­gren­zen aufgelöst und Bestandteile ver­schieden­er Szenen zu neuen Szenen zusam­menge­set­zt wer­den. Ohne von dem Ende zu viel vor­wegzunehmen, ist auch dieses sehr über­raschend und auch dabei wer­den die mod­er­nen medi­alen Möglichkeit­en genutzt. Außer­dem wer­den auch bei dieser Insze­nierung die gesellschaft­skri­tis­chen Prob­leme, die aus dem Dra­men­frag­ment, dessen Text wort­ge­treu auf die Bühne gebracht wurde, the­ma­tisiert, wie z.B. das Prob­lem des Pau­peris­mus, der Macht­miss­brauch und Woyzecks psy­chis­ch­er Ver­fall. Die Insze­nierung endete mit einem tosenden Applaus für die Darsteller*innen, die teil­weise von den Schüler*innen der Q2 sog­ar ste­hende Ova­tio­nen bekamen.

 

Die Nachbe­sprechun­gen in den Deutschkursen waren sehr leb­haft und zeigten, dass die Schüler*innen ein­er­seits von diesem The­aterbe­such begeis­tert waren, so erfreute sich vor allem der Darsteller des Dok­tors großem Zus­pruch, und dass es ander­er­seits ein großes Diskus­sionspo­ten­tial aus­löste, was in jedem Fall wün­schenswert ist.

 

Es fol­gen ein paar Impres­sio­nen des Deutsch LKs DOET:

„Ver­störende Szenen (Haupt­mann). Die Musik hat nicht zum The­ater­stück gepasst. Tam­bour­ma­jor war anders als erwartet. Der Mord war zu unspek­takulär. Der Dok­tor war lustig. Marie kam kaum zu Wort. Warum war das Kind ein Mäd­chen? Was war ihre Rolle? Die Bühne war cool. Woher kam die Oma? Die Schaus­piel­er waren eher mittelmäßig.“

 

„Ich fand das The­ater­stück super, vor allem der Dok­tor war hyper­ak­tiv. Außer­dem merkt man, wie viel Mühe sie sich gegeben haben. Es war ein ein­ma­liges Erleb­nis. Die Szene mit dem Haupt­mann und Woyzeck wurde so richtig anders inter­pretiert, dass man es sich niemals so gedacht hätte.“

 

„Es wur­den zu viele Videos gezeigt, ich würde mir wün­schen, dass es mehr Szenen gibt, in denen nor­mal kom­mu­niziert wird und nicht nur als Video auf die Lein­wand aus­ges­trahlt wird.“

 

„Das Büh­nen­bild war super. Ich fand das The­ater­stück ganz in Ord­nung. Die Schaus­pielkün­ste der Schaus­piel­er war beein­druck­end. Das Stück wurde mit voller Emo­tion und Aus­prä­gung dargestellt. Jedoch wurde das Schaus­piel ein wenig anders inter­pretiert, was dem Stück eine andere Bedeu­tung gegeben hat.“

 

„Der Dok­tor wurde klasse umge­set­zt, noch „durchgek­nall­ter“, als ich ihn mir durch das Dra­men­frag­ment vorgestellt habe. Was mir nicht ganz ein­leuchtet, waren die durchge­hen­den „Tanz­moves“ von Marie etc. Und auch die ganzen Videoszenen waren etwas zu viel für die Bühne und die Möglichkeit­en vor Ort, auch wenn diese für das Ende nötig waren. Nicht alle Rollen waren da und auch klar, z.B. der Mark­tschreier. Die Bühne wurde schon sehr gut genutzt, hätte aber trotz­dem noch mehr einge­bun­den sein sollen. Irgend­wie hat eine Art des Moralaspek­ts gefehlt. Die Darstel­lung des Dok­tors und die Kri­tik der Gesellschaft waren super.“

 

„Sehr gut! Guter Span­nungs­fak­tor, viele Über­raschungsef­fek­te, top schaus­pielerische Leistung!“

 

„Pos­i­tiv: die visuelle Insze­nierung war neu und inter­es­sant. Neg­a­tiv: „Woyzeck zu verza­gt, der Inhalt wurde zum Teil falsch oder gar nicht umgesetzt.“

 

„Neue Sichtweise des Dramas.“

 

 

DOET